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auf Deutschlandreise

Tagebuch: Von Marxloh bis Osnabrück

11.09.2009 18:11, JC Kage

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Marxloh steht noch unter dem Eindruck des Hausbrandes. Ein freundlicher älterer Herr mit grauem Haar und Sandalen kommt an unser knallorangenes Rollbüro. Es stellt sich heraus: Er ist ein Mönch, auch ohne Kutte. Er kennt die Menschen hier im Viertel seit Jahrzehnten. Er erzählt uns von dem Schrecken, der Trauer und der Solidarität nach dem Brand. Drei Kinder und eine Frau sind gestorben. Das hat die Marxloher zusammen gebracht, egal woher sie stammen. In seine Sammelbüchse haben Libanesen, Türken und Deutsche Scheine oder Centmünzen gesteckt. Der Erlös soll den Überlebenden zu Gute kommen.

Neben uns sitzen zumeist hagere Marxloher ohne Arbeit auf den Bänken. Manch einer trinkt schon morgens sein Bier. Genauso wie in der “Marktklause” gegenüber (die uns netterweise den nötigen Strom liefert), wo schon um 10 Uhr die Theke gut besetzt ist.

Brautmodengeschäfte dominieren den Einzelhandel. Die große neue Moschee steht vis à vis einer häuserumschlossenen Brache und sieht sehr schmuck aus. Wenige Gebäude weiter flattert die deutsche Fahne am übergroßen Mast vor einem Privathaus. Ansonsten erinnert Marxloh an Köln-Mülheim, bzw. Berlin-Neukölln. Rauer Charme. Duisburg selbst umgibt ein Geflecht aus Autobahnen, Kanälen und Industrieanlagen. Schön, wie die Toskana vielleicht nicht, aber herzlich ehrlich.

Stippvisite nach Essen. Eine Gruppe von Unternehmerinnen mit so genanntem migrantischen Hintergrund zeigt, dass das Thema Integration eben auch erfolgreiche Seiten hat.

Stippvisite zwei: Die “Wahlgang” hat zum Erstwähler-Ortstermin geladen in Gevelsberg. Die 13. Stufe des örtlichen Gymnasiums soll die Positionen der Parteien zu bestimmten Themen in einer “Simulation” kennen lernen. Eigentlich hätten die Schüler schon ins Wochenende verschwinden können, jetzt müssen sie Politik spielen. Hartes Brot.

Unsere nächste Station Osnabrück erreichen wir in der einbrechenden Dunkelheit. Unser neues Domizil ist der Keller eines Sportzentrums. Bunkerflair. Wir schlafen auf Judomatten. Wahlkampf eben.

Wir bauen uns schön früh neben dem Theater auf. Kurz darauf kommt die Feuerwehr, die wegen des Nachtflohmarktes eine mobile Feuerwehrwache in Form eines Containers ablädt. Ein Klezmermusiker hat das Pech nicht vor Ort zu sein, als das hiesige Ordnungsamt seinen Wagen abschleppt. Wir hatten noch versucht, ihn auf dem Markt zu finden – vergebens. Nun steht sein Riesenxylophon neben uns, während er sein Fahrzeug auslöst.

Wir schneiden, schreiben und bereiten uns auf das Wahlduell Merkel/Steinmeier vor. Die Wahl rückt spürbar näher.

 

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