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Tagebuch: Ramadan in Schönau

02.09.2009 15:46, Ulrike Steinbach

“Des isch die Moschee”, erklärt Ethem Sahin. Es ist Ramadan und er will vor Sonnenuntergang noch schnell beten gehen. Wir dürfen mitkommen, sogar mit Kamera. Wir wollen ein Portrait über den 30-jährigen Schönauer drehen. Er ist hier geboren, als das fünfte von acht Kindern, seine Eltern kamen als Gastarbeiter aus dem tiefsten Anatolien in den tiefsten Schwarzwald. Ethem ist Student, Unternehmer und SPD-Politiker. Mit ihm tauchen wir für einen Tag ein in die Gemeinschaft der Deutschtürken und kommen in den Genuss ihrer Gastfreundschaft. Abends sind wir zum Iftar, dem Essen nach Sonnenuntergang, in Ethems Elternhaus eingeladen.

Die junge Generation ist hier im Schwarzwald verwurzelt und integriert. Ethem steht auf dem Rathausplatz an unserem Stand. Unser Gespräch wird ständig unterbrochen, weil er den Fahrer jedes vorbeifahrenden Autos grüßt und allen Passanten die Hand schüttelt. Er ist stolz auf sein Schönau, das schwingt in allem mit, was er sagt. Deshalb will er uns unbedingt die Aussicht vom Kirchturm zeigen. Weil hier alles so schön um die Ecke ist, kommt er prompt mit dem Schlüssel für die Kirche wieder. Den Pfarrer kennt er nämlich auch persönlich. Den Schlüssel hat er dann bis abends vergessen zurückzugeben. Und überlegt, was wohl passiert, wenn er sich morgens um fünf Uhr mit Megefon auf den Schönauer Kirchturm stellen und Muezzin-Rufe in die Schwarzwälder Berglandschaft rufen würde.

Bei Ethem und seiner Schwägerin Hatice mischen sich Badener Dialekt mit türkischem Slang. Sie erzählen uns von ihrer Jugend. Nach drei Stunden am Küchentisch haben wir viel gelacht und kennen fast alle Familienanekdoten. Von dreitägigen Autofahrten quer durch den Balkan in die ferne Türkei, bei denen mal zwei Geschwister an der Tankstelle vergessen aber wieder eingesammelt wurden. Thema sind auch die Sprachprobleme der älteren Generation, denen es schwer fällt, deutsche Ortsnamen auszusprechen. Nach einer langen Irrfahrt durch die Orte rund um Mannheim kam zum Glück jemand auf die Idee, dass mit “Schipein” vielleicht die Stadt “Speyer” gemeint sein könnte.

Ansonsten ists beschaulich in Schönau, dem Sitz der Ökopioniere. Wir recherchieren über die EWS – die Energiewerke Schönau – und erfahren auf dem Abendtermin über die Zukunft der Energiewirtschaft in der Region, dass die umweltbewussten Schönauer Windräder ganz toll finden. Nur ein CDU-Vertreter ist dagegen. Nicht gerade überraschend.

So wie die Schönauer sind auch wir ganz umweltbewusst, fahren mit dem Fahrrad zum Stand und wärmen uns die kalten Schwarzwaldnächte mit Heidelbeerwein.

 

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