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Tagebuch: Langer Flohmarkt in Osnabrück

13.09.2009 14:41, Lena Brochhagen

flohmarkt_tagebuchDer Sonntag beginnt mit einer kalten Dusche, wir sind schnell wach. Auch draußen kaltes Wasser: Es nieselt, als wir am Bauwagen ankommen. Die Bundestagswahl muss im Interesse der Wahlberichterstatter dringend in wärmere Monate vorverlegt werden, finden wir.

Die Innenstadt ist trotz Herbstwetters voll, die Osnabrücker bummeln durch die Fußgängerzone. Seit gestern Abend ist hier Nachtflohmarkt; das gibt’s unter freiem Himmel nur hier, sagt der Marktaufseher.

Gestern um 19 Uhr haben wir unsere Bierbänke eingeklappt, da hatten schon die ersten Verkäufer ihr altes Kinderspielzeug, Weingläser und Klamotten auf Tapeziertischen ausgebreitet. Als wir um 22 Uhr eine Kneipe suchen, die heute das TV-Duell zwischen Merkel und Steinmeier übertragen wird, drängeln wir uns mit Tausenden Osnabrückern über den Markt.

Die Einheimischen sind besser ausgerüstet als wir, sie leuchten die Ware mit Taschenlampen an, während wir kaum was sehen. Bis zum Mittag an diesem Sonntag halten viele Verkäufer durch; in dicke Decken gehüllt.

Im Theater, vor dem unser Bauwagen steht, wird schon geprobt: Erst hörten wir unartikulierte Gesänge mit Horn-Begleitung, jetzt probt eine Frau Opernarien. Wir flüchten in den Osnabrücker Dom, ein bisschen Sightseeing. Mit seinen hellen, schmucklosen Mauern ist der Dom erstaunlich schlicht für eine katholische Kirche. Es riecht nach Weihrauch.

Dann verlässt uns leider unser Pavillon; der Wind weht ihn nach oben, die Stangen sind verbogen. Bisher konnten wir ihn noch mit Gaffa-Tape flicken, jetzt ist er endgültig hin. Also quetschen wir uns zu viert in den Bauwagen. Die Sanitäter vom Malteser-Hilfsdienst helfen uns beim Abbau der Pavillonreste und schenken uns Kaffee. Wir revanchieren uns mit Bionade.

Überhaupt sind die Leute hier freundlich, hilfsbereit und norddeutsch-gelassen. Der Eindruck: Kontrast zu Marxloh. Hier ist im Großen und Ganzen alles in Ordnung. Die Osnabrücker sind gut gekleidet, irgendwie tragen hier fast alle teure Lederschuhe, und sie passen auf, dass wir keine Zigaretten auf dem Theatervorplatz austreten, das kostet zehn Euro. In Marxloh war so etwas das geringste Problem.

Inzwischen prasseln dicke Tropfen an die Bauwagen-Fenster. Also arbeiten wir auf, was liegen geblieben ist, und bereiten uns auf heute Abend vor: aus zwei Kneipen, mit Jungwählern und der Piratenpartei wollen wir heute das Duell Merkel-Steinmeier gucken.

 

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