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Liberale missionieren nicht

13.09.2009 14:40, Lena Gürtler

FDP-Sanitäter3OSNABRÜCK. Simon Biederbeck (25) ist Wahlkämpfer an der Basis. Für seine Partei, die FDP, wirbt er in Osnabrück auf der Straße. Dabei kommt der Jura-Student mit vielen Menschen ins Gespräch – als FDP-Missionar sieht er sich trotzdem nicht.

„Wenn ich am Wahlkampfstand stehe, sind Jugendliche generell offener. Die fragen: ‚Für was steht ihr eigentlich?‘ Die Älteren sind festgelegter, haben schon fertige Meinungen über eine Partei. Denen, die sagen: ‚Mit Wählen erreicht man nichts‘, sage ich: Damit überlässt man anderen seine Stimme. Demokratie hat viele Vorteile. Selbst die Tatsache, dass man sagen kann: Ich kann damit nichts anfangen. In Nordkorea dürfte man das wohl kaum. Ich bin seit drei Jahren Mitglied in der FDP. Ein Bekannter an der Uni hat mich auf die Idee gebracht einzutreten. Ich finde gut, dass die FDP auf mehr Eigenverantwortung und auf weniger Staat setzt. Dass erzähle ich auch den Leuten, wenn ich Wahlkampf mache. Aber es macht keinen Sinn, jemanden umstimmen zu wollen, der komplett andere Grundüberzeugungen hat.  Wenn jemand etwas ganz anderes möchte, muss man das akzeptieren. Missionieren ist keine liberale Herangehensweise. Man muss wissen, dass man nicht jeden überzeugen kann. Das muss man als Demokrat abkönnen. Sicherlich gibt es Grenzen der Akzeptanz, zum Beispiel bei der NPD.

Natürlich kann ich nicht auf alle Detailfragen zum FDP-Programm antworten, auch wenn ich das Programm gelesen habe. Mein Fachbereich ist Innen- und Rechtspolitik. Am interessantesten finde ich, wenn die Leute, die an den Stand kommen, von ihrem Leben erzählen. Manche haben auch kuriose Anfragen. Zum Beispiel, ob wir noch etwas für die Zurückgewinnung Ostpreußens tun könnten. Ich will mich darüber nicht lustig machen, aber außenpolitisch ist das natürlich unakzeptabel. Manchmal wurde ich auch beschimpft. Aber ich nehme das nicht persönlich. Das ist eine Frage der Professionalität.

Auch ich stimme nicht in allen Punkten mit den Zielen der FDP überein. Beim Thema Sterbehilfe bin ich beispielsweise anderer Meinung. Aber im Wahlkampf beim Gespräch mit den Leuten auf der Straße vertrete ich trotzdem die FDP-Position.

Innerhalb der Partei kann man natürlich versuchen, auf das Programm Einfluss zu nehmen. Dafür muss man Anträge einreichen. Auf Kreisebene habe ich das auch schon gemacht. Dabei ging es um die Position von Rettungshelfern. Auf Bundesebene ist das natürlich viel schwieriger. Da muss man sehen, ob sich der Aufwand lohnt. Ich habe noch nie gehört, dass ein einzelnes Mitglied mit einem Antrag so weit nach oben gekommen ist. Trotzdem kann man mitbestimmen, durch seine eigenen Delegierten und durch das Internet. Grundsätzlich sollten sich die Parteien überlegen, ob sie mehr Beteiligung durch das Internet ermöglichen. Sonst haben die Leute das Gefühl, sie können nichts verändern. Die neuen Medien geben innerhalb einer Partei auch denen eine Chance, die sich nicht so gut artikulieren können.“

 

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