Wahlfahrt09 » Rente http://www.wahlfahrt09.de Mon, 03 May 2010 15:28:35 +0000 en hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.2.1 Alter, ey! http://www.wahlfahrt09.de/menschen/alte-anspruche/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=alte-anspruche http://www.wahlfahrt09.de/menschen/alte-anspruche/#comments Wed, 23 Sep 2009 13:57:46 +0000 Daniel Stender http://www.wahlfahrt09.de/?p=3155 Horst Gilles von der Rentnerinnen und Rentner Partei

Foto: Jörn Neumann

WENDLAND. Neun Mitglieder hat die “Rentnerinnen und Rentner Partei” (RRP) in Lüchow. Kennt keiner? Macht nichts, Direktkandidat Horst Gilles kämpft trotzdem auf dem Marktplatz um jede Stimme.

Seine Partei, sagt der ehemalige Bankkaufmann Horst Gilles, habe einen großen Vorteil gegenüber allen anderen, die zur Bundestagswahl antreten. „Wir von der RRP sind ja schon rein vom Biologischen her nicht mehr korrumpierbar“, sagt Gilles und meint damit, dass er und die rund 3000 Mitglieder der Rentnerinnen und Rentner Partei schlichtweg zu alt sind, um wegen der hohen Diäten in die Politik zu gehen. Gilles, der Direktkandidat im Landkreis Lüneburg, macht gerne mal einen Scherz über das eigene Alter. Mit seinen 66 Jahren, sagt er zum Beispiel, hat er ja schon eine Rente – an einer weiteren Pension, etwa im Bundestag, sei er da nicht mehr interessiert.

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Foto: Christian Salewski

Gemeinsam mit Bernd Wald, dem stellvertretenden Kreisvorstand, macht Gilles Wahlkampf in der Innenstadt von Lüchow. Keine leichte Aufgabe, hat die RRP in Lüchow doch nur neun Mitglieder. „Hier müssen wir noch aufbauen“, sagt Gilles – aber seine Partei gibt es erst seit knapp zwei Jahren und in Lüneburg hat sie schon 110 Mitglieder. Hier hält er es für realistisch, dass die RRP ca. 5 Prozent der Stimmen erreicht. Rein vom Potential her, da ist sich Gilles sicher, ist fast alles möglich.

20 Millionen Rentner gibt es in Deutschland – und die wenigsten sind zufrieden. In den vergangenen Wochen kamen in vielen Städten Rentner an den Wagen der Wahlfahrt, und klagten über geringe Einkünfte. Laut Deutscher Rentenversicherung bekamen 2007 über 40% der deutschen Rentner weniger als 600 Euro im Monat.

Den Unmut der Senioren bedient die RRP: „Rentner – die Milchkühe der Nation“, heißt es auf der Internetseite. Neben einer garantierten Mindestrente von 1000 Euro im Monat geht es ihnen noch um Gesundheit und Bildung. Konkret heißt das: weniger Krankenkassen und kostenlose Kitas, Schulen und Universitäten. „Aber nur für die Leute, die in der Regelstudienzeit fertig werden“, sagt Bernd Wald. Andere Politikbereiche kommen im Programm nicht vor.

Eine reine Altenpartei will die RRP allerdings nicht sein: Schließlich ist das jüngste Mitglied erst 16 Jahre alt, „16 Jahre und zwei Monate“, präzisiert Gilles, der sichtlich stolz darauf ist, dass auch ein Teenager bei den Senioren mitmacht. „Weil er sich um seine Rente sorgt, ist der Junge dabei“, sagt Bernd Wald. „Außerdem hat er eine Eins im Fach Politik. Und bei uns hat er auch die besten Aufstiegschancen.“ Rein vom Biologischen her, natürlich.

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„Man muss Hoffnungen in die Parteien setzen“ http://www.wahlfahrt09.de/menschen/%e2%80%9eman-muss-hoffnungen-in-die-parteien-setzen%e2%80%9c/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=%25e2%2580%259eman-muss-hoffnungen-in-die-parteien-setzen%25e2%2580%259c http://www.wahlfahrt09.de/menschen/%e2%80%9eman-muss-hoffnungen-in-die-parteien-setzen%e2%80%9c/#comments Sat, 12 Sep 2009 19:56:37 +0000 Lena Brochhagen http://www.wahlfahrt09.de/?p=2641 rita kalmey_2

Foto: Lena Brochhagen

OSNABRÜCK. Früher Samstagabend, die Fußgängerzone ist voll. Passanten müssen Slalom zwischen Biertischen und Pappkartons laufen, denn die Osnabrücker bereiten den Nachtflohmarkt vor, der hier zwei Mal im Jahr stattfindet. Auch Rita Kalmey wird mit einer Freundin alte Dinge verkaufen – vorher diskutiert sie mit wahlfahrt09.de über Politik.

“Ich heiße Rita Kalmey und bin 60 Jahre alt. Was ich mir von der Politik wünsche? Ich wünsche mir, dass der Krieg in Afghanistan aufhört. Und dass wir auch an anderen Orten keine Kriege mehr haben. Das ist vielleicht unrealistisch, aber das wünsche ich mir. Wie der Abzug aus Afghanistan funktionieren soll, kann ich spontan auch nicht genau sagen – am liebsten wäre mir, wir wären gar nicht da. Es ändert sich ja doch nichts, die Leute sterben und die Lage bleibt schlecht.

Ein weiteres Thema ist der Umweltschutz. Es bringt doch nichts, mit der Umweltzone alte Autos aus der Stadt zu verbannen, wenn gleichzeitig die Industrie weiter Abgase in die Luft pufft – mit der Umweltzone schadet man nur den Leuten, die sich kein neues Auto leisten können.

Die Parteien sollten außerdem mehr für die Sicherung der Arbeitsplätze tun, gerade für Ältere. Die Leute sollten nicht schon mit 50 zum alten Eisen gehören, sondern wie vorgesehen bis 65 arbeiten. Dazu sind bestimmt viele Ältere auch bereit, Verantwortung abzugeben und etwas weniger Lohn zu bekommen – so hätte man einen Übergang zur Rente, die Älteren wären nicht gleich weg vom Fenster und Jüngere könnten nachrücken

Von der großen Koalition bin ich ein bisschen enttäuscht. Zwar hat uns Angela Merkel gut vertreten, auch im Ausland. Aber die Koalition von CDU und SPD hat nicht so gut funktioniert, das war für mich Stillstand. Wählen gehe ich aber trotzdem, auf jeden Fall. Man muss Hoffnungen in die Parteien setzen, gar nicht wählen ist auch keine Lösung.

Ich wähle wahrscheinlich die SPD – da ist noch eine Treue aus der Kindheit, die Familie hat immer SPD gewählt, das prägt mich. Außerdem fühle ich mich bei der SPD aufgehoben – die tun mehr zum Erhalt der Arbeitsplätze, etwa beim Kündigungsschutz. Ich muss aber auch die anderen Parteien akzeptieren, etwa die Linke. Nur die Rechtsradikalen, die kann ich nicht akzeptieren.“

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“Die lassen uns fallen wie heiße Kartoffeln” http://www.wahlfahrt09.de/menschen/die-lassen-uns-fallen-wie-heise-kartoffeln/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=die-lassen-uns-fallen-wie-heise-kartoffeln http://www.wahlfahrt09.de/menschen/die-lassen-uns-fallen-wie-heise-kartoffeln/#comments Sat, 15 Aug 2009 15:49:11 +0000 Ulrike Linzer http://www.wahlfahrt09.de/?p=259

Alt

Foto: Michael Bennett

GÖRLITZ. Wolfgang und Eva Alter kamen spontan auf dem Rückweg vom Arbeitsamt zum Wahlfahrtsstand und sprachen über Altersarmut und Wahllügen.

Wolfgang Alter, 75 Jahre:

Ich möchte Ihnen etwas über Altersarmut erzählen. Mir wurde vom Sozialamt gesagt, ich hätte ein übersteigendes Einkommen. Dabei habe ich nach allen Ausgaben und Abzügen gerade einmal 290 Euro im Monat zum Leben, meine Frau bekommt Hartz IV, die Miete geht aber von meiner Rente ab. Für mich wäre es besser, ich würde Hartz IV bekommen. Dann müsste der Staat die Miete zahlen und ich hätte mehr Geld zum Leben. Ich habe mein Leben lang ehrlich und hart gearbeitet und habe jetzt als Rentner weniger als Hartz IV, wo bleibt denn hier die Gerechtigkeit? Soziale Gerechtigkeit gibt es nicht mehr, da war es besser zu DDR-Zeiten. Die SPD ist keine soziale Partei.

Keine Partei hilft uns. Ich spreche mit allen Parteien, ich höre mir an, was die Linke sagt und was die NPD sagt, ich gehe zu allen hin und erzähle meine Sorgen. Aber die machen ja nichts. Vor der Wahl hören sie alle zu und tun freundlich, sagen, dass sie sich darum kümmern. Aber die hören uns nicht zu, ich habe die Schnauze voll von diesem Staat, die lassen uns fallen wie heiße Kartoffeln.

Eva Alter, 56 Jahre:

Ich kriege in meinem Alter hier ja keine Arbeit mehr und lebe von Hartz IV. 321 Euro habe ich im Monat, das musste ich mir vor Gericht erkämpfen, vorher hatten sie mich auf 296 Euro eingestuft. Meine Sorge ist, wenn mal was kaputt geht, dann können wir uns nicht leisten, es zu reparieren oder etwas neu zu kaufen. Unsere Einrichtung im Schlafzimmer ist 30 Jahre alt, wir hätten schon gerne mal ein neues Bett. Wenn man jahrelang gearbeitet hat. Was hat uns die Wende gebracht? Nichts.

Protokoll: Ulrike Linzer

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“Hier wird nicht viel geboxt” http://www.wahlfahrt09.de/menschen/hier-wird-nicht-viel-geboxt/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=hier-wird-nicht-viel-geboxt http://www.wahlfahrt09.de/menschen/hier-wird-nicht-viel-geboxt/#comments Sat, 15 Aug 2009 15:19:37 +0000 Ulrike Linzer http://www.wahlfahrt09.de/?p=399 P1040878

Foto: Ulrike Linzer

GÖRLITZ. Renate Eusterbrock-Linke, 79, verlegte ihren Altersruhesitz von Hamburg nach Görlitz.

Ich habe mich vor sieben Jahren entschieden, nach Görlitz zu ziehen. Mein Mann war schon einige Jahre tot und ich lebte in einem Außenbezirk von Hamburg. Dann habe ich einen Fernsehbericht über Görlitz gesehen und war fasziniert von der mittelalterlichen Stadt und ihrer Tuchmachertradition. Ich bin hergefahren und habe mich entschieden, den Neuanfang zu wagen. Meine Freunde dachten, ich sei verrückt geworden. Damals war alles dunkel in der Stadt, ziemlich verfallen und es gab kaum Geschäfte. Aber ich habe mich schnell eingelebt hier, mich mit neu zugezogenen und alten eingesessenen Görlitzern angefreundet, und mit ihnen eine Ausstellung über die mittelalterliche Tuchmacher-Tradition der Region organisiert. Ich bin selber Textilkünstlerin, und interessiere mich sehr für das schlesische Kunsthandwerk.

Ich bin 160 Kilometer von Görlitz entfernt in Breslau geboren. Schon länger hat es an mir genagt, in die Gegend zurückzukehren. Leider wird hier vernachlässigt, was mal Substanz war. Damals lief gerade die Bewerbung von Görlitz als Kulturhauptstadt, da war sehr viel Bewegung in der Stadt, die kulturelle Szene blühte. Aber danach ist alles wieder verfallen hier. Nach der Wende hat die Stadt fast alle schönen Gebäude verkauft und die verfallen heute. Die Investoren haben kein Geld mehr. Mir hat jemand damals geraten: Mieten Sie hier was, kaufen lohnt sich nicht, das werden Sie nie wieder los.

Ich habe eine Wohnung gefunden, in einem Haus, das zu einem Teil in der Gotik, zum anderen Teil in der Renaissance gebaut wurde. Für die 145 Quadratmeter große Wohnung mitten in der Altstadt zahle ich rund 1000 Euro Miete. Also dafür lohnt es sich schon, so hochherrschaftlich könnte ich in Hamburg niemals leben. Ingesamt ist Görlitz schon eine gute Stadt fürs Alter. Hier wird nicht so viel geboxt, nicht wie auf der Mönkebergstraße. Hier geht es gemächlicher zu. Meine Entscheidung herzuziehen habe ich nicht bereut.

Protokoll: Ulrike Linzer

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