Wahlfahrt09 » Kultur http://www.wahlfahrt09.de Mon, 03 May 2010 15:28:35 +0000 en hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.2.1 Herr Günal erklärt die deutschen Bräuche http://www.wahlfahrt09.de/menschen/herr-gunal-erklart-die-deutschen-brauche/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=herr-gunal-erklart-die-deutschen-brauche http://www.wahlfahrt09.de/menschen/herr-gunal-erklart-die-deutschen-brauche/#comments Wed, 02 Sep 2009 15:23:28 +0000 Malte Göbel http://www.wahlfahrt09.de/?p=1842 Yilmaz Günal

Foto: Milos Djuric

SCHÖNAU. Yilmaz Günal ist enttäuscht von der deutschen Politik. Zu viel Bürokratie, keine doppelte Staatsbürgerschaft, Multikulti als Lippenbekenntnis – also wird er selbst aktiv und dreht für eine türkische Internetseite Filme über den Ort, der seit 1980 seine Heimat ist: Schönau im Schwarzwald.

“Ich habe mich immer gefragt: Was soll eigentlich dieser Karneval?”, erzählt Yilmaz Günal. “Ist das Aberglaube? Oder Kultur? Oder einfach nur irgendein Anlass, um mal richtig zu feiern?” Schon seit 1980 wohnt er in Deutschland, er war 13, als seine Eltern ihn mitnahmen, erst nach Lörrach, dann nach Schönau, diese 2500-Seelen-Ortschaft im Schwarzwald, mit für ihn so seltsamen Bräuchen wie Muttertag, Tauziehen, Narrenbaum, Karneval. Nach einem Arbeitsunfall vor einigen Jahren findet Günal keinen Job mehr – und dreht in der freien Zeit Filme über seine deutsche Heimat.

Denn Heimat – das ist Schönau für ihn inzwischen. Früher dachte er noch, er geht zurück in die Türkei, wenn er alt ist. Aber heute ist das anders. “Vielleicht ein halbes Jahr in Schönau, ein halbes Jahr in der Türkei”, sagt er. Mittlerweile fühlt er sich mit beiden Orten verbunden, gern würde er auch beide Staatsbürgerschaften haben und in Deutschland wählen. Wen er wählen würde, das ist für ihn keine Frage: Bündnis 90/Die Grünen. “Wegen Cem Özdemir!”

Von den anderen Parteien erwartet er nicht mehr viel. Die haben für ihn bei der Integrationspolitik versagt: Dass die CDU die Türkei nicht in der EU haben will, dass die SPD die doppelte Staatsbürgerschaft nicht durchgesetzt hat – enttäuschend, findet er. “Die Politiker reden immer nur, erzählen etwas von Multikulti, und was kommt dann raus?” fragt Yilmaz Günal und muss das nicht beantworten.

Seine Entgegnung gibt er per Film: “Wir machen jetzt genau das mit der Kamera!”, sagt er. Sein Freund Lütfü Hatkoy dreht, er selbst zieht mit dem Mikro los und fragt die Leute Löcher in den Bauch. Der Pfarrer erklärt ihm den Karneval und das Fasten im christlichen Glauben, der Schönauer Zunftmeister beschreibt den Hintergrund des Narrenbaums, der sich auf Adam und Eva bezieht, EWS-Chefin Sladek erzählt vom Hintergrund der Schönauer Elektrizitätswerke, auf die die Leute in der Stadt so stolz sind.

Die Filme sind im Internet zu sehen, per Youtube und auf der website Haberin Dogru Adresi (mit Nachrichten für Türken in Europa) – auf Türkisch, aber viele Interviews auf Deutsch. “Ich will unter den Türken die deutsche Kultur bekannt machen”, sagt Yilmaz Günal. Um so seinen Teil zur Integration beizutragen.

website Haberin Dogru Adresi

http://www.youtube.com/watch?v=IgpPQ9VHgf4 – Tauziehen in Schönau
http://www.youtube.com/watch?v=L0iUlzfqo5E – Muttertag
http://www.youtube.com/watch?v=V3I_bivVGy8 – Karneval in Schönau

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Ein Garten für Glaucha http://www.wahlfahrt09.de/orte/ein-garten-fur-glauchahalle/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=ein-garten-fur-glauchahalle http://www.wahlfahrt09.de/orte/ein-garten-fur-glauchahalle/#comments Mon, 17 Aug 2009 13:33:15 +0000 JC Kage http://www.wahlfahrt09.de/?p=1413

HALLE. Junge Leute engagieren sich nicht mehr für ihr Umfeld? Einige Hallenser Studenten beweisen das Gegenteil. Aus einer Brache haben sie in mühevoller Arbeit einen Nachbarschaftsgarten geschaffen. Sie wollen, dass sich unterschiedliche Bewohner des Viertels treffen können.

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“Wir baden aus, was in Berlin vergeigt wird” http://www.wahlfahrt09.de/menschen/wir-baden-aus-was-in-berlin-vergeigt-wird/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=wir-baden-aus-was-in-berlin-vergeigt-wird http://www.wahlfahrt09.de/menschen/wir-baden-aus-was-in-berlin-vergeigt-wird/#comments Sat, 15 Aug 2009 15:35:00 +0000 Lu Yen Roloff http://www.wahlfahrt09.de/?p=347 CDU

Foto: Michael Bennett

GÖRLITZ. Thomas Leder ist Görlitzer und seit 1990 CDU-Stadtrat und Vorsitzender des Fördervereins Stadthalle Görlitz e.V.

Welches politische Profil haben Sie?

Ich beschäftige mich mit Bauplanung und dann bin ich im Förderverein Stadthalle Görlitz e.V. Die Stadthalle ist ein Thema, dass die Görlitzer bewegt. Sie spielt in jedem Wahlkampf eine große Rolle. Seit 2004 ist die einzige große Halle zwischen Dresden und Breslau geschlossen. Das Jugendstilgebäude hat eine weltweit einmalige Orgel. Aber die Probleme werden immer größer, sie wieder zu eröffnen. Stadthallen benötigen immer einen Zuschuss. Der liegt bei 200.000 – 400.000 Euro, das ist schwer für eine Stadt wie Görlitz, die einen Nothaushalt hat. Wir haben Museen, ein schönes Theater, ein philharmonisches Orchester und haben Jugendarbeit und den Sport zu unterstützen. Das sind die so genannten „freiwilligen“ Aufgaben – Jugendarbeit, Sozialarbeit, Sport und Kultur.

Wir im Förderverein können informieren, fragen, ansprechen, mahnen. Aber wir können noch nicht einmal andeutungsweise die 25 Millionen Investition aufbringen, die für den Erhalt der Halle nötig sind. Wir können nur die Politik darauf hinweisen, jetzt oder nie. Die Sache anzugehen wird in keinem Jahr besser, Investition und Zuschuss werden nie besser werden, die Kosten steigen eher von Jahr zu Jahr. Deswegen ist jegliches Warten eigentlich unlogisch.

Wie ist es Görlitz seit der Wende ergangen?

Görlitz war eine Stadt, die zwar im Krieg kaum zerstört wurde, aber eine ruinöse Bausubstanz hatte. Hier war fast jede Fassade grau und die Altstadt war nur noch zu einem ganz geringen Prozentsatz bewohnt. Jetzt ist es die schönste Stadt Deutschlands, wie Prof. Kiesow, der Vorsitzende der deutschen Stiftung für Denkmalschutz, sagt. Wer die blühenden Landschaften in Görlitz nicht sieht, der lebt in einer Parallelwelt. Wir sind wirklich aus Ruinen auferstanden, hier haben die Zuschüsse aus dem Solidarpakt wirklich gegriffen. Jetzt kommt die Kehrseite: Dadurch, dass eine Innenstadt da war mit leerstehenden Wohnungen und der Sozialismus dazu Satellitenstädte baute, haben wir jetzt hohe Leerstände, das ist ein Problem.

Ein weiteres großes Problem war bis vor wenigen Jahren die Lage an der polnischen Grenze, die sich langsam bessert. Wer hier selbstständig ist, bekommt zum halben Radius keinen Auftrag. Man kann sich meist nur zu einer Seite der Neiße orientieren. Denn noch geht das wirtschaftliche Zusammenwachsen mit Polen sehr langsam. Es gibt auch Schwierigkeiten mit der Grenzkriminalität. Da müßte auch der Staat auch eine Zeitlang noch Polizisten zuführen, statt wie jetzt BGS-Truppen abzuziehen. Gerade Kleinkriminelle lassen sich von mehr Polizei abschrecken. Das größte Problem ist die Arbeitslosigkeit, bei der die Kommune einen guten Rahmen bieten muss.

Nach welchen Kriterien entscheiden die Wähler ihrer Meinung nach?

Mit Sachthemen ist es ganz schwer, Politik zu machen, die Leute wählen oft nach dem Bauch. Das Problem ist, dass das Wissen um die Probleme eine gewisse Detailkenntnis verlangt, die oft nicht da ist. Wenn der Wähler sich nicht hinsetzt und in der Tagespresse verfolgt, welche Lobby kämpft warum gegen wen, kann er gar nicht verstehen, worüber er abstimmt. Er kann die Parteiprogramme nicht verstehen, machen sie mal ne Umfrage, wer ein Wahlprogramm gelesen hat.

Wie sind ihre Eindrücke als Politiker, was entscheidet in Görlitz die Wahlen?

Die Kommunalpolitik ist immer hautnah dran an den Leuten und wir baden aus, was in den Berlin vergeigt wird. Die Leute schauen viel nach Berlin, Kommunales und Bundesweites wird immer vermischt. Ein großes Thema ist die Gesundheitsreform, das merken die Leute tagtäglich, dass sie zuzahlen, dass die Medikamente kleinere Packungsgrößen haben, die Wartezeiten beim Arzt sich der DDR-Zeit annähern. Neulich wollte ich einen HNO-Termin, da hätte ich sechs Wochen warten müssen. Gesundheit ist ein ganz heißes Thema und ärgert die Leute jeden Tag.

Für die Kommunalpolitik ist schwierig, weil wir mit immer weniger Geld auskommen müssen. Die Einrichtung von Kitas bedeuten Millionen an Mehrkosten, woher nehmen? Wir sollen Jugend- und Sozialarbeit machen und haben kein Geld, können uns Kulturarbeit nicht mehr leisten. Und wie soll man aus diesem Topf für sogenannte „freiwillige“ Aufgaben noch die Stadthalle finanzieren? Dabei ist Kultur auch ein weicher Standortfaktor, gerade für den Mittelstand. Und der bringt die meisten Jobs.

Interview: Lu Yen Roloff

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“Hier wird nicht viel geboxt” http://www.wahlfahrt09.de/menschen/hier-wird-nicht-viel-geboxt/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=hier-wird-nicht-viel-geboxt http://www.wahlfahrt09.de/menschen/hier-wird-nicht-viel-geboxt/#comments Sat, 15 Aug 2009 15:19:37 +0000 Ulrike Linzer http://www.wahlfahrt09.de/?p=399 P1040878

Foto: Ulrike Linzer

GÖRLITZ. Renate Eusterbrock-Linke, 79, verlegte ihren Altersruhesitz von Hamburg nach Görlitz.

Ich habe mich vor sieben Jahren entschieden, nach Görlitz zu ziehen. Mein Mann war schon einige Jahre tot und ich lebte in einem Außenbezirk von Hamburg. Dann habe ich einen Fernsehbericht über Görlitz gesehen und war fasziniert von der mittelalterlichen Stadt und ihrer Tuchmachertradition. Ich bin hergefahren und habe mich entschieden, den Neuanfang zu wagen. Meine Freunde dachten, ich sei verrückt geworden. Damals war alles dunkel in der Stadt, ziemlich verfallen und es gab kaum Geschäfte. Aber ich habe mich schnell eingelebt hier, mich mit neu zugezogenen und alten eingesessenen Görlitzern angefreundet, und mit ihnen eine Ausstellung über die mittelalterliche Tuchmacher-Tradition der Region organisiert. Ich bin selber Textilkünstlerin, und interessiere mich sehr für das schlesische Kunsthandwerk.

Ich bin 160 Kilometer von Görlitz entfernt in Breslau geboren. Schon länger hat es an mir genagt, in die Gegend zurückzukehren. Leider wird hier vernachlässigt, was mal Substanz war. Damals lief gerade die Bewerbung von Görlitz als Kulturhauptstadt, da war sehr viel Bewegung in der Stadt, die kulturelle Szene blühte. Aber danach ist alles wieder verfallen hier. Nach der Wende hat die Stadt fast alle schönen Gebäude verkauft und die verfallen heute. Die Investoren haben kein Geld mehr. Mir hat jemand damals geraten: Mieten Sie hier was, kaufen lohnt sich nicht, das werden Sie nie wieder los.

Ich habe eine Wohnung gefunden, in einem Haus, das zu einem Teil in der Gotik, zum anderen Teil in der Renaissance gebaut wurde. Für die 145 Quadratmeter große Wohnung mitten in der Altstadt zahle ich rund 1000 Euro Miete. Also dafür lohnt es sich schon, so hochherrschaftlich könnte ich in Hamburg niemals leben. Ingesamt ist Görlitz schon eine gute Stadt fürs Alter. Hier wird nicht so viel geboxt, nicht wie auf der Mönkebergstraße. Hier geht es gemächlicher zu. Meine Entscheidung herzuziehen habe ich nicht bereut.

Protokoll: Ulrike Linzer

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