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Herr Günal erklärt die deutschen Bräuche

02.09.2009 17:23, Malte Göbel
Yilmaz Günal

Foto: Milos Djuric

SCHÖNAU. Yilmaz Günal ist enttäuscht von der deutschen Politik. Zu viel Bürokratie, keine doppelte Staatsbürgerschaft, Multikulti als Lippenbekenntnis – also wird er selbst aktiv und dreht für eine türkische Internetseite Filme über den Ort, der seit 1980 seine Heimat ist: Schönau im Schwarzwald.

“Ich habe mich immer gefragt: Was soll eigentlich dieser Karneval?”, erzählt Yilmaz Günal. “Ist das Aberglaube? Oder Kultur? Oder einfach nur irgendein Anlass, um mal richtig zu feiern?” Schon seit 1980 wohnt er in Deutschland, er war 13, als seine Eltern ihn mitnahmen, erst nach Lörrach, dann nach Schönau, diese 2500-Seelen-Ortschaft im Schwarzwald, mit für ihn so seltsamen Bräuchen wie Muttertag, Tauziehen, Narrenbaum, Karneval. Nach einem Arbeitsunfall vor einigen Jahren findet Günal keinen Job mehr – und dreht in der freien Zeit Filme über seine deutsche Heimat.

Denn Heimat – das ist Schönau für ihn inzwischen. Früher dachte er noch, er geht zurück in die Türkei, wenn er alt ist. Aber heute ist das anders. “Vielleicht ein halbes Jahr in Schönau, ein halbes Jahr in der Türkei”, sagt er. Mittlerweile fühlt er sich mit beiden Orten verbunden, gern würde er auch beide Staatsbürgerschaften haben und in Deutschland wählen. Wen er wählen würde, das ist für ihn keine Frage: Bündnis 90/Die Grünen. “Wegen Cem Özdemir!”

Von den anderen Parteien erwartet er nicht mehr viel. Die haben für ihn bei der Integrationspolitik versagt: Dass die CDU die Türkei nicht in der EU haben will, dass die SPD die doppelte Staatsbürgerschaft nicht durchgesetzt hat – enttäuschend, findet er. “Die Politiker reden immer nur, erzählen etwas von Multikulti, und was kommt dann raus?” fragt Yilmaz Günal und muss das nicht beantworten.

Seine Entgegnung gibt er per Film: “Wir machen jetzt genau das mit der Kamera!”, sagt er. Sein Freund Lütfü Hatkoy dreht, er selbst zieht mit dem Mikro los und fragt die Leute Löcher in den Bauch. Der Pfarrer erklärt ihm den Karneval und das Fasten im christlichen Glauben, der Schönauer Zunftmeister beschreibt den Hintergrund des Narrenbaums, der sich auf Adam und Eva bezieht, EWS-Chefin Sladek erzählt vom Hintergrund der Schönauer Elektrizitätswerke, auf die die Leute in der Stadt so stolz sind.

Die Filme sind im Internet zu sehen, per Youtube und auf der website Haberin Dogru Adresi (mit Nachrichten für Türken in Europa) – auf Türkisch, aber viele Interviews auf Deutsch. “Ich will unter den Türken die deutsche Kultur bekannt machen”, sagt Yilmaz Günal. Um so seinen Teil zur Integration beizutragen.

website Haberin Dogru Adresi

http://www.youtube.com/watch?v=IgpPQ9VHgf4 – Tauziehen in Schönau
http://www.youtube.com/watch?v=L0iUlzfqo5E – Muttertag
http://www.youtube.com/watch?v=V3I_bivVGy8 – Karneval in Schönau

 

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